Triathlon ist die perfekte Disziplin für alle , denen nur eine Sportart zu langweilig ist. Bestehend aus den drei Abschnitten Schwimmen, Radfahren und Laufen, verteilt auf verschiedene Distanzen und Rennformate, verlangt dir ein Triathlon wirklich alles ab, sowohl körperlich als auch psychisch. Der Teil der Strecke, den du mit dem Fahrrad absolvierst, nimmt dabei stets den größten Teil ein, in der Regel etwa 60% der Gesamtdistanz. Deswegen greifen ambitionierte Sportler zu einem spezifischen Triathlonrad, was mit einem optimierten Lenker, einer angepassten Rahmengeometrie, verbesserter Aerodynamik und cleveren Konzepten zur Aufbewahrung von Equipment dem einfachen Rennrad weit überlegen ist.
In unserer Kaufberatung habe wir alle wichtigen Informationen zum Kauf eines Triathlon Fahrrads zusammengestellt und beantworten die wichtigsten Fragen: Wodurch zeichnet es sich aus, wie unterscheidet es sich zum Zeitfahrrad und Rennrad, auf welche Ausstattungsmerkmale muss ich achten und welches Rad ist für meinen Geldbeutel das richtige.
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Triathlonrad vs. Zeitfahrrad vs. Rennrad – die Unterschiede kurz erklärt
Bevor du dich auf die Suche nach dem passenden Fahrrad für deinen nächsten Triathlon machst, wollen wir uns kurz die unterschiedlichen Optionen anschauen. Denn natürlich muss nicht jeder Athlet unbedingt ein ausgezeichnetes Triathlonrad besitzen, um an den Start gehen zu können. Die drei Fahrradtypen, die sich am besten für den Dreikampf eignen, sind das spezielle Triathlon Fahrrad, das Zeitfahrrad und das klassische Rennrad.
Vor allem der Unterschied zwischen Triathlonrädern und Zeitfahrrädern ist für viele nicht gleich ersichtlich, da sie sich optisch stark ähneln. Allerdings ist Letzteres an die Richtlinien des UCI (internationaler Radsportverband) gebunden und muss deswegen bestimmte Auflagen erfüllen, zum Beispiel:
- Der Zeitfahrrad-Rahmen darf maximal ein 3:1 Verhältnis von Rahmenrohr-Tiefe zu -Breite besitzen und nicht leichter als 6,8 Kilogramm sein.
- Die Sattelposition, Sattellänge und Sattelneigung ist vorgeschrieben.
- Der Lenkeraufsatz am Zeitfahrlenker darf nur maximal 75cm vom Tretlager (in vertikaler Linie) weg reichen (Ausnahmen für besonders kleine / große Fahrer müssen bei der UCI beantragt werden)
Da Triathlon-Rennen nicht diesen UCI-Richtlinien unterliegen, können Hersteller bei ihren Triathlon-Fahrrädern kreativ werden und diese in den Bereichen Aerodynamik und Gewicht noch weiter verbessern. Deswegen findet man häufig Modelle mit noch weiter nach vorne gerichtetem Sattel und Lenkeraufsatz, Verkleidungen am Rahmen, welche die Aerodynamik verbessern sowie teilweise sogar Modelle ohne Sitzrohr und -streben, sprich mit einem komplett futuristischen Rahmendesign, was auch nicht mehr der 3:1 Regel entspricht.
Als Alternative zu beiden ist für viele Triathleten natürlich noch das Rennrad erste Wahl. Im Zusammenspiel mit nachrüstbarem Lenkeraufsatz lässt sich auch hier eine ähnlich nach vorne gestreckte "Aero"-Position wie beim Triathlonrad erreichen, ohne sich gleich ein komplett neues Bike kaufen zu müssen (vorausgesetzt natürlich, man besitzt bereits ein Rennrad). Was dir allerdings fehlt sind die bereits angesprochene spezielle Rahmengeometrie, die verbesserte Aerodynamik und die Integration von Aufbewahrungssystemen.
Mehr Informationen zum Rennrad-Kauf findest du in unserem Road Bike Guide.
Geometrie
Jedes Fahrrad hat eine dem Einsatzzweck angepasste Rahmengeometrie. Das Triathlonrad macht da natürlich keine Ausnahme. Triathleten müssen lange Streckenabschnitte in einer stark gestreckten Sitzposition zurücklegen und benötigen deshalb ausreichend Komfort. Daraus ergeben sich in der Geometrie zwei große Unterschiede zum klassischen Rennrad – der Sitzrohrwinkel und die Länge des Oberrohrs.
Triathlon Fahrräder haben einen weitaus steileren Sitzrohrwinkel, der in der Regel zwischen 74° und 80° liegt. Aber es geht noch mehr: Das neue Cervelo P5X kommt beispielsweise mit 81° Sitzrohrwinkel. Doch was bringt das? Die stark nach vorne geschobene Sitzposition aktiviert beim Pedalieren andere Muskelgruppen wie die z.B. hintere Oberschenkelmuskulatur, um den Quadrizeps, der beim anschließenden Laufen gebraucht wird, zu schonen. Weiterhin ist die Position aerodynamischer, da weniger Körperfläche dem Wind ausgesetzt ist.
Diese sehr aggressive Sitzhaltung erhöht zwar deine Performance, doch der geringe Komfort macht sich schnell bemerkbar und es wird mit jedem Kilometer schwerer, diese Position zu halten, besonders bei Athleten mit weniger Flexibilität in den Hüften und dem unteren Rücken. Um dem entgegenzuwirken haben viele Triathlon-spezifische Fahrräder eine kürzere Kurbellänge und werden mit einem speziellen Sattel ausgerüstet, dessen Neigung besser zu der gebeugten Sitzposition passt. Mit diesen kleinen Änderungen wird die Hüfte spürbar entlastet und der Fahrer kann auch längere Strecken mit ausreichend Komfort zurücklegen.
Das verlängerte Oberrohr und der damit verbundene längere Reach (horizontaler Abstand zwischen Tretlagermitte und Steuerrohr) hilft ebenso bei der gestreckten, flacheren Sitzposition und führt zu einer besseren Aerodynamik auf dem Fahrrad. Außerdem wird so das Fahrergewicht ausgeglichen auf die beiden Räder verteilt.
Aerodynamik
Die Aerodynamik ist ein Schlüsselfaktor beim Triathlon: Jede Verbesserung in diesem Bereich summiert sich mit jedem Kilometer im Sattel und führt zu deutlichen Zeiteinsparungen. Und da Triathlon-Strecken eher flach und mit wenigen Anstiegen versehen sind, ist das Gewicht des Fahrrads weniger entscheidend als die Aerodynamik. Wie bereits angesprochen: Triathlonräder unterliegen keiner Regulierung durch die UCI, sodass die Entwickler immer wieder aufs Neue mit innovativen Lösungen aufwarten können.
Allerdings benötigen Triathleten aufgrund der hohen Beanspruchung und der großen Distanzen mehr Möglichkeiten, um Equipment unterzubringen., was natürlich neue Anforderungen an das aerodynamische Konzept des Fahrrads stellt. Triathlonräder werden deswegen genauso wie Rennräder mit modernen Technologien wie Computational Fluid Dynamics und Windtunnel-Tests auf ihre Windschnittigkeit geprüft, und zwar "Race Ready" wie man so schön sagt, also mit vollständigem Equipment.
Viele Hersteller nutzen übergroße Rohrprofile, um in Sachen Aerodynamik nachzubessern. Marken wie Specialized und Felt nutzen diesen Ansatz schon seit langem, um Wind ohne Verwirbelungen am Triathlonrad vorbeizulenken. Dieses Konzept wird vor allem an der Gabel, dem Unterrohr und dem Sitzrohr angewandt.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Verkleidung bzw. Integration von Anbauteilen wie zum Beispiel Bremsen oder Kabelzügen. Die Bremsen bei Triathlonrädern befinden sich in der Regel hinter der Gabel bzw. in der Gabel integriert oder hinter einer Abdeckung vor der Gabel. Am Heck findet man die Bremsen unter dem Bereich des Tretlagers oder vor dem Wind versteckt in Aussparungen an den Sitzstreben. Die interne Verlegung der Züge ist mittlerweile der Standard im gehobenen Preissegment und bietet neben dem Beitrag zur besseren Aerodynamik auch eine Schutzfunktion vor äußeren Einflüssen.
Die komplette Überarbeitung der Rahmenform ist ein weiterer Ansatz einiger Marken, um dem Triathlonrad weniger Windwiderstand auszusetzen. Etablierte Marken wie Cervelo sind hier besonders aktiv und haben Modelle im Programm, welche komplett auf ein Sitzrohr oder Sitzstreben verzichten.
Zum Abschluss noch ein Wort zu den Laufrädern von Triathlon Bikes. Diese verfügen in der Regel über eine deutlich höhere Felge als Rennräder und sind so gleichzeitig aerodynamischer, aber auch anfälliger für Seitenwinde. Die Felgen sind außerdem aufgrund des zusätzlichen Materials steifer und nicht so nachgiebig, was zu einem etwas härteren Fahrgefühl führt. Auch hier wird deutlich: Auf massig Komfort sollte man bei einem waschechten Triathlon Fahrrad nicht hoffen – hier dreht sich alles um die Funktionalität und Geschwindigkeit.
Integration und Aufbewahrung
Die Integration von Aufbewahrungsmöglichkeiten ist sowohl aerodynamisch als auch funktionell ein wichtiger Teil des Triathlonrads. Während früher häufig noch zusätzliches Zubehör wie Flaschenhalter und Satteltaschen an das Bike geklatscht wurden, bieten moderne Modelle von Haus aus intelligente Lösungen und integrieren diese elegant in das Rahmendesign.
Giant hat hier beispielsweise das AeroVault System entwickelt, ein Flüssigkeitssystem, das es erlaubt, die gleiche Menge an Wasser wie eine Trinkflasche mitzuführen und dabei gleichzeitig die Aerodynamik des Bikes noch zu verbessern. Cervelos P5X verfügt dagegen über ein Storage System für Werkzeug zwischen dem Vorder- und Hinterrad, während Trek mit seiner Draft Box hinter dem Sitzrohr ein verbessertes Strömungsverhalten erzeugt und gleichzeitig wertvollen Platz für Schläuche, Werkzeuge etc. bietet. Specialized hat ebenfalls ein Flüssigkeitssystem, das in das Unterrohr integriert wird und ebenfalls den Flaschenhalter obsolet macht.
Natürlich haben diese innovativen Features ihren Preis. Je mehr Integration ein Triathlonrad aufweist, desto unschöner liest sich in der Regel auch das Preisschild. Dies lässt sich bereits an der Front des Bikes erkennen. Einsteigermodelle verfügen häufig über ein einfaches Cockpit mit Gabel, Vorbau, Steuerrohr und Lenker, ohne integrierte Storage Systeme oder aerodynamische Abdeckungen. Dies ist auf der anderen Seite bei der Wartung und Pflege ein Vorteil, da die Teile einfacher nachjustiert und getauscht werden können.
Komfort
Der Komfort beim Radfahren ist auf jedem Fahrradtyp ein wichtiges Kriterium, doch beim Triathlon ist er nahezu überlebenswichtig. Schließlich bist du auf einigen Strecken mehr als 90km auf dem Bike unterwegs, was auch mal bis zu 6 Stunden (Ironman) dauern kann. Außerdem ist nach dem Radfahren noch das Laufen an der Reihe, weswegen eine komfortable Fahrt auch die Muskeln schonend sollte.
Die Geometrie eines Triathlon Fahrrads hilft dir schon mal dabei, doch diese drei Komponenten sollten bei deinem Kauf ebenfalls eine wichtige Rolle spielen:
- Anpassbares Cockpit: Jeder Athlet verfügt über einen einzigartigen Körperbau. Die Möglichkeit, dass Bike auf diesen abzustimmen, ist also äußerst wichtig, um die maximale Performance zu erreichen. Die richtige Rahmenhöhe zu finden ist dabei der erste Schritt, danach solltest du in der Lage sein, die Sitzposition auf dem Rad deinen Vorstellungen anpassen zu können. Deswegen solltest du nach einem Modell Ausschau halten, bei dem du das Cockpit nach Belieben einstellen kannst. Die Front Pads, auf denen deine Arme aufliegen, sollten sich nach vorne, hinten, nach innen und außen sowie nach oben und unten anpassen lassen, damit du die optimale Position finden kannst.
- Sattel: Triathlon-spezifische Sättel ermöglichen es den Fahrern, noch gebeugter und gestreckter zu sitzen. Sie sind in der Regel kürzer als normale Sättel und besitzen eine Aussparung in der Mitte, um Druck von den empfindlichen Stellen zu nehmen.
- Form des Triathlonlenkers: Die Form des Lenkeraufsatzs ist unterschiedlich und sollte vor dem Kauf ausgiebig getestet werden. Auf dem Markt finden sich gerade, gekrümmte oder leicht angehobene Anbauten. Dein Ziel muss es sein, in der gestreckten Sitzhaltung dein Handgelenk in eine neutrale Position zu bekommen und mit den Ellbogen einen rechten Winkel zur Schulter zu bilden. So wird dein Oberkörper optimal unterstützt und es gibt keine Einschränkungen in der Blutzirkulation.
Schaltung & Antrieb
An dieser Stelle diskutieren wir in der Regel über das Übersetzungsverhältnis und die optimale Gangzahl, doch bei Triathlonrädern steht für uns die Wahl zwischen mechanischer und elektrischer Schaltung im Vordergrund.
Elektronische Schaltungen sind wie gemacht für den Triathlon-Einsatz, da sie zum einen den Schaltprozess verkürzen und zum anderen das lästige umgreifen zum Lenker eliminieren, wenn geschalten werden muss. Shimano, Campagnolo und SRAM ermöglichen es dir, auch von den Lenkeranbauten zu schalten. Shimano geht mit der Synchro Shift Technologie sogar noch einen Schritt weiter und ermöglicht automatisches Schalten beim vorderen Kettenblatt basierend auf der Kettenposition auf der hinteren Kassette.
Was die Übersetzungsbandbreite angeht unterscheiden sich Triathlon Bikes kaum von Rennrädern. Auch hier gilt: Je länger die Strecke, desto mehr Gänge und eine höhere Bandbreite willst du haben.
Mehr Informationen dazu findest du in unserer Übersicht zu Rennrad-Schaltungen hier.
Was bekomme ich für mein Geld?
Hier eine kurze Übersicht, wieviel Bike du für welches Budget erwarten kannst.
[eho]
Bis 1.500€
In dieser Preiskategorie ist die Lösung eigentlich simpel. Hol dir ein Rennrad und besorg dir den Triathlon Lenkeraufsatz zusätzlich als Clip-on Extension. Brauchbare Triathlonräder finden sich in dieser Preisklasse noch nicht.
Zwischen 1.500€ und 3.000€
In dieser Preisklasse bist du als ambitionierter Triathlon-Einsteiger genau richtig. Hier bekommst du schon die spezifische Rahmengeometrie gepaart mit dem Standard-Cockpit inkl. Lenkeraufsatz. Der Rahmen ist in der Regel aus Carbon und verfügt über interne Zugverlegung sowie grundlegende Lösungen zur Integration und Aufbewahrung.
Bei der Schaltung sollte man hier mindestens das Level der Shimano 105 erwarten können. Wer nach einer elektronischen Schaltung sucht, darf ruhig weiter träumen – die ist hier noch lange nicht in Sicht. Die Laufräder sind ein weiteres wichtiges Ausstattungsmerkmal, doch allzu viel darf man in dieser Region nicht erwarten. Für das Training reichen die Räder aber allemal, und für das erste Rennen kann ja dann ein schönes Upgrade spendiert werden.
Über 3.000€
Wer für ein Triathlonrad viel Geld ausgeben möchte, dem sind keine Grenzen gesetzt. Mit jedem Tausender mehr bekommst du eine bessere Integration, hochwertige Komponenten und mehr Aerodynamik. Durchstöbere einfach unser Sortiment und vergleiche die Produktspezifikationen.
Vor dem Kauf – Informiere dich ausführlich!
Um deinen Traumbike ein Stück näher zu kommen, solltest du dich ausführlich informieren. Erstelle dazu eine Liste deiner 5 Lieblingsbikes in deinen Preisbereich und gehe auf die Jagd nach mehr Infos. Hier bieten sich an: YouTube Videos, Testportale, Beschreibung vom Hersteller, Blogs, Foren und andere radaffine Communities. Wer Freunde im Radsport-Bereich hat, ist hier natürlich am besten aufgehoben.
Nicht vergessen: Probefahrt
Wenn immer möglich solltest du eine Probefahrt mit den zur Wahl stehenden Triathlonrad machen. Je nach Preisklasse und Zeit musst du dann selber abschätzen, wie lange du es testen möchtest. Für ein Einsteiger-Bike reichen ein paar Runden um den Block, um das Gefühl für das Bike zu bekommen und einzuschätzen, ob Größe und Geometrie für dich angenehm ist.
Wenn du aber zwei Monatsgehälter in dein Bike investieren möchtest, solltest du versuchen, dass Bike mal für einen ganzen Tag oder das Wochenende auszuleihen. Fahre es mal ordentlich aus und beurteile, ob die Geometrie zu dir passt und du auch auf längeren Strecken komfortabel sitzen kannst.
Ganz wichtig: Lass dich nicht zu sehr von der schönen neuen Optik des Bikes blenden, sondern sei kritisch und entscheide basierend auf den Fahreigenschaften, ob das gewählte Fahrrad das richtige für dich ist.