Der Trend ist klar, an Rennräder mit Scheibenbremsen wird sich in Zukunft jeder Road Biker gewöhnen müssen. Alle großen Hersteller von Antriebsgruppen sind mittlerweile auf den Zug aufgesprungen, auch eine immer größer werdende Zahl von Fahrradherstellern bevorzugt inzwischen das zugegebenermaßen einfach überlegene Bremssystem. Die Chancen stehen gut, dass auch dein nächstes Rennrad - oder vielleicht auch das übernächste - Scheibenbremsen hat. Bei allen Vorteilen haben sie aber auch ihre Eigenheiten und Nachteile.
Da das Thema Scheibenbremsen bei Rennrädern stets kontrovers diskutiert wird und häufig Halbwissen ausgetauscht wird, haben sich unsere Kollegen von CyclingTips die Zeit genommen, die häufigsten Fragen rund um das Thema herauszuschreiben und sie alle auf einmal zu beantworten.
Wir haben die Antworten auf die Fragen in folgende Themengebiete unterteilt:
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Scheibenbremsen: Grundlagen
Was ist eine Scheibenbremse überhaupt?
Scheibenbremsen gibt es nicht erst seit gestern, tatsächlich waren die ersten Prototypen in schon in den 1950ern unterwegs. Im Mountainbike-Bereich wurden die Vorteile von Scheibenbremsen früh erkannt, dort gehören sie seit ungefähr 20 Jahren zur Standardausstattung. Aber was ist ihr Geheimnis? Eigentlich ganz einfach…Scheibenbremsen verlagern die Angriffsfläche der Bremse von der Felge auf eine spezielle Schiebe - meist ist sie aus Stahl - die an der Nabe befestigt ist. Das ist auch schon alles. Grundsätzlich unterscheiden sich die Bremszangen von Scheibenbremsen auch nicht von denen, die du an Felgenbremsen findest, sie sind viel kleiner und das Material ist wesentlich härter als die verschiedenen Gummimischungen, die bei Felgenbremsen verwendet werden.
Mechanische Bremsen oder hydraulische Bremsen - was ist der Unterschied?
Eine mechanische Bremse mit üblichem Bremshebel, Bremsgehäuse, und innenverlegtem Zug.
Eine mechanische Scheibenbremse funktioniert ziemlich genau wie eine klassische Felgenbremse. Der Bremshebel ist über den Bremszug mit dem Bremssattel verbunden, wenn du den Bremshebel ziehst, löst der Zug einen Bremskolben aus, der der einen einzelnen Bremsklotz bewegt, und zwar in Richtung der Bremsscheibe, die dann zwischen dem beweglichen und einem starren Bremsklotz eingeklemmt wird. Manche mechanischen Bremsen, die TRP Spare zum Beispiel, haben auch zwei bewegliche Bremsklötze, die gleichzeitig gegen den Rotor drücken.
Eine hydraulische Bremse (ganz am Anfang des Artikels findest du eine Abbildung) ähnelt noch mehr einer modernen Autobremse, hier wird der Druck durch Flüssigkeit übertragen. Die Flüssigkeit befindet sich im Hauptbremszylinder, der sich innen im Bremshebel versteckt. Wenn du am Bremshebel ziehst, wird die Flüssigkeit aus dem Zylinder und in den Bremsschlauch gepresst. Diese Flüssigkeit drückt dann die Kolben des Bremssattels an beide Seiten des Rotors.
Warum sind hydraulische Bremsen besser?
Mechanische Bremsen sind äußerst zuverlässig, die Züge und der Bremskörper sind aber weniger effizient in Sachen Kraftübertragung, Schmutz setzt sich leichter fest und sie müssen immer wieder manuell nachjustiert werden, da die Bremsklötzchen sich abnutzen. Im Gegensatz dazu gleichen hydraulische Bremsen automatisch den Verlust an Bremsbelag aus, sie sind leichter, und rundum versiegelt gegen Umwelteinflüsse. Zusätzlich dazu hat ein hydraulisches System weniger Kraftverlust durch Reibung zu verzeichnen, wenig Zug am Bremshebel generiert jede Menge Bremskraft.
Kann man aus einer mechanischen Bremse eine hydraulische machen?
Die TRP Hy/Rd ist ein Beispiel für eine hydraulische Bremse, die in Kombination mit einem mechanischen Bremshebel verwendet werden kann.
Nein, leider nicht. Du kannst allerdings eine mechanische Bremse mit einigen hydraulischen Bremssatteln verbauen. Viel Auswahl lässt dir die Kombi nicht, aber zum Beispiel bei TRP oder Yokozuna wirst du fündig. Beide haben hydraulische Bremssättel, die den Hauptbremszylinder direkt integriert haben. Dein mechanischer Bremshebel zieht ein mechanisches Kabel, welches wiederum den Kolben an dem Bremssattel auslöst. Das Ganze ist ein Kompromiss, Reibungsverluste und größeres Gewicht sind zwei berechtigte Kritikpunkte, aber wenn du das Ansprechverhalten an deiner mechanischen Scheibenbremse verbessern willst oder einfach deine alten Komponenten an einem neuen Bike wiederverwenden möchtest, ist das eine Option.
Wie viel schwerer ist ein Scheibenbremsensystem?
Das ist eine echt gute Frage. Wenn du einfach mal die Shimano Dura-Ace R9100 Bremshebel und die dazugehörige Bremszange mitsamt Kabeln auf die Waage packst, und dann ein entsprechendes Set Scheibenbremsen, wirst du feststellen, dass die Scheibenbremsen etwa 200g mehr wiegen. Das liegt an den Kabeln, den Gehäusen und den Bremsschläuchen. Auch die Achsen, die mit Scheibenbremsen kompatibel sind, wiegen mehr. Daher brauchen Laufräder für Scheibenbremsen meist mehr Speichen, verkreuzte Speichenmuster und dickere Speichen. Manche können das mit leichteren Felgen ausgleichen, denn die Angriffsfläche für die Bremse fällt weg, aber es kommt immer noch mehr Masse zusammen.
Andererseits sind manche, aber leider nicht alle modernen Rahmen, die sich für den Einsatz von Scheibenbremsen eignen, leichter als ihre Kollegen mit Felgenbremsen. Die steiferen Steckachsen, mit denen sie üblicherweise verbaut werden, bringen wieder einen leichten Gewichtszuwachs mit. Alles in allem sind die Rahmen für Scheibenbremsen 30-90g schwerer als Rahmen für Felgenbremsen, wenn man den Herstellern im oberen Marktsegment Glauben schenken will.
Alles in allem sind Systeme mit Scheibenbremsen ungefähr 300g schwerer, das gilt allerdings nur für den Bestfall. Meistens, vor allem wenn dein Budget stärker reglementiert ist, musst du mit um die 500g zusätzlichem Gewicht rechnen. Wir gehen aber davon aus, dass sich das in den kommenden Jahren noch ändern wird. Bei Mountainbikes war vor einigen Jahren der Moment gekommen, wo die Scheibenbremsen an Cross Country Mountainbikes als Komplettsystem (also inklusive der Laufräder) Systeme mit Felgenbremsen gewichtsmäßig links liegen lassen konnten. Dass das bei Rennrädern auch der Fall sein wird, können wir natürlich nicht versprechen, aber die Differenz wird sich definitiv verkleinern.
Die Bremskraft meiner Felgenbremse reicht mir eigentlich - macht es dann trotzdem Sinn, dir Scheibenbremsen zuzulegen?
Eine Vollbremsung ist nicht unbedingt der Ausdruck perfekter Bremseigenschaften, denn sie ist nur dann möglich, wenn deine Laufräder optimalen Kontakt zum Boden haben. Scheibenbremsen lassen dich aber die Bremskraft Sekundenbruchteile vor der Vollbremsung feiner dosieren, genau dann, wenn du sie auf den Punkt brauchst. Hier die absolute Kontrolle über deine Bremskraft zu haben, verkürzt deinen Bremsweg. Bei einem Rennen bedeutet das, dass du weiter in die Kurve hineinfahren kannst, bevor du bremsen musst und auch mit sicherem Fahrgefühl und mehr Geschwindigkeit aus den Kurven fahren kannst. Wer gerne bei Mistwetter unterwegs ist wird sich ebenso über das Plus an Sicherheit bei nassem Untergrund und die weniger wartungsintensiven Bremsen freuen. Fast alle hydraulischen Bremsen passen sich automatisch an abgefahrene Bremsklötze an, außerdem brauchst du nicht mehr mit blank gescheuerten Felgen herumfahren, wenn du gerne hart in die Bremsen greifst. Hydraulikbremsen funktionieren mit weniger Kraft, ein einzelner Finger reicht in der Regel aus, um deine Geschwindigkeit unter Kontrolle zu halten.
Die Enve SES 4.5 AR Disc Felge ist nicht nur breiter als die entsprechenden Felge für Felgenbremsen, sie ist auch leichter.
Zu guter Letzt gibt es noch die künstlerische Freiheit, die Scheibenbremsen den Ingenieuren bieten. Ohne Bremszange an der Gabel oder den Sitzstreben können die Hersteller wesentlich mehr Platz für breite Reifen einplanen und das Ansprechverhalten des Rahmens verbessern. Hydraulische Bremsen kommen mit kleineren Schlaufen der Züge aus als mechanische Züge, das reduziert die Probleme bei der Zugverlegung. Die Hersteller der Laufräder können höhere Felgen designen, ein Potential, das sie bisher noch nicht wirklich voll ausnutzen. Alles in allem: ja, Scheibenbremsen haben Nachteile. Sie sind schwerer, die Einstellung ist schwieriger, und sie haben ihre kleinen Eigenheiten. und ja, im Moment sind sie noch teurer.
Sind Scheibenbremsen aerodynamischer als Felgenbremsen?
Scheibenbremsen sind im Windkanal Felgenbremsen leicht unterlegen. Aber eine kleine Anzahl von Herstellern wie zum Beispiel Giant behauptet, dass die Scheibenbremsen den Nachteil ausgleichen, da sie ohne die vielen Kleinteile auskommen, die Felgenbremsen mit sich führen. Außerdem habe einige der schnellsten Aero-Bikes in der Vergangenheit Felgenbremsen gefahren, die von eher zweifelhafter Qualität waren, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Bremseigenschaften auf Carbonfelgen meist deutlich schlechter sind als auf Alufelgen. Davon mal abgesehen öffnen Scheibenbremsen völlig neue Horizonte in Sachen Aerodynamik - die Hersteller fangen gerade erst an, damit zu experimentieren.
Kannst du mit Scheibenbremsen Rennen fahren?
Für alle UCI-Rennen sind Scheibenbremsen an Rennrädern seit dem 1. Juli 2018 zugelassen. Und falls du die Teilnahme an Veranstaltungen wie Gran Fondos oder ähnliches in Planung hast, uns sind hier zumindest keine Verbote bekannt.
Wird es bald unmöglich werden, Rennräder mit Felgenbremsen zu kaufen?
Sicher nicht, solange Felgenbremsen noch über die Ladentische gehen. Der Trend geht unbestreitbar in Richtung Scheibenbremsen, auch bei Rennrädern, und einige Hersteller, zum Beispiel Giant, haben verlauten lassen, dass die Tage der Felgenbremsen gezählt seien. Aber auch wenn die großen Marken schön langsam +Abstand* nehmen von Felgenbremsen, wird es effektiv Jahre dauern, bis sie ganz verschwunden sind. Du hast dann immer noch die Möglichkeit dich an kleine Custom-Schmieden zu wenden oder bei kleineren Herstellern ein Fahrrad mit Felgenbremsen zu bekommen. Ja, in den nächsten Jahren werden mehr und mehr Fahrräder mit Scheibenbremsen auf den Markt kommen, gleichzeitig werden die Bikes mit Felgenbremsen seltener. Aber wenn du unbedingt eines willst, wirst du sicher noch eines finden.
Kauf und Einbau von Scheibenbremsen
Wo bekomme ich die besten Angebote für Rennräder mit Scheibenbremsen?
Ganz klar, auf BikeExchange natürlich. Wir bieten dir eine große Auswahl an Road Bikes von allen Top-Marken.
Hier findest du ein paar Links zu unseren Angeboten.
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Kann ich Scheibenbremsen an ein vorhandenes Fahrrad bauen?
Klassische Rennräder haben weder die Achsen, noch die Rahmen oder sonst irgendwelche Vorrichtungen für Scheibenbremsen.
Ein klares „Nein!“. Scheibenbremsen brauchen *spezifische Montagepunkte+ an Gabel und Rahmen. Auch die Laufräder brauchen besondere Achsen, an die die Rotoren angebaut werden können. Es gab ganz zu Anfang der Scheibenbremsen-Ära eine kleine Auswahl an älteren Fahrrädern, meist Cyclocross-Bikes, die mit beiden Formaten klarkamen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du Scheibenbremsen an dein Fahrrad montieren kannst, ist verschwindend gering.
Eine ausführliche Beleuchtung des Themas findest du in unserem Blogbeitrag zum Thema "Scheibenbremsen nachrüsten".
Ein Rad ist doch auch eine Scheibe, theoretisch hast du dann doch schon Scheibenbremsen, oder?
Eigentlich schon, ja. Der große Vorteil der Scheibenbremsen ist aber nicht die Größe der Scheibe, sondern die Effizienz mit der die Bremskraft vom Bremshebel auf die Oberfläche der Bremse übertragen wird. Der Reibungskoeffizient von Carbon- oder Aluminiumfelgen ist längst nicht so gut wie bei Scheibenbremsen aus Stahl, außerdem sind die Bremszangen von Felgenbremsen wesentlich anfälliger für Ungenauigkeiten als die kompakten hydraulischen Bremszangen an Scheibenbremsen, was im Endeffekt den Verlust von Bremskraft bedeutet. Natürlich gibt es löbliche Ausnahmen, zum Beispiel Felgen deren Angriffsfläche für die Bremsen speziell gehärtet wurden. Auch hydraulische Felgenbremszangen gibt es, aber sie werden nie an die Qualität von Scheibenbremsen heranreichen.
Was ist der Unterschied zwischen Center Lock und Sechs-Loch?
Links eine 6-Loch-Bremse, rechts eine Center Lock.
Grundsätzlich gibt es zwei Systeme, die die Bremse mit der Achse verbinden. Center Lock-Bremsen tun das mittels eines Sicherungsrings, der wie der Abschlussring einer Kassette gesichert wird. Zum Einbau brauchst du nichts weiter als einen Drehmomentschlüssel. Dieses elegante System verdanken wir Shimano, Hersteller wie SRAM und Campagnolo arbeiten inzwischen auch damit. An günstigeren Bikes findest du eher 6-Loch-Bremsen (Six-bolt). Sie sind einfacher konstruiert und zur Befestigung brauchst du sechs Schrauben. Ein Torx T25 ist das gängige Werkzeug für dieses System. Welches System für dein Bike vorgesehen ist, kannst du ganz einfach herausfinden: schau genau hin - siehst du einen Sicherungsring? Dann hast du eine Center Lock vor dir. Siehst du sechs Löcher oder Schrauben? Rate mal - es wird wohl eine 6-Loch Bremse sein…
Mit einem Adapter kannst du eine 6-Loch-Bremse an eine Center Lock Achse anbringen.
Dass du prinzipiell 6-Loch-Scheiben an Center Lock Achsen anbringen kannst, wollen wir dir nicht vorenthalten. Dafür gibt es einen Adapter. Andersherum ist dies leider nicht möglich.
Was ist IceTech?
IceTech ist eine von Shimano entwickelte Technologie, die dafür gedacht ist, die Hitzeentwicklung an Bremsscheibe und Bremsbacken in Grenzen zu halten. Die Rotoren bestehen aus drei Schichten, die innere Schicht besteht aus Aluminium, die beiden äußeren Schichten sind aus Stahl. Da Stahl Hitze besser leitet als Alu soll dieser Aufbau die Wärmeleitung unterbrechen. An teureren Modellen wie der RT-99 wird noch die Freeza Technologie draufgepackt: Hier sorgt der +gerippte Aluminiumkern* für zusätzliche +Abkühlung. Laut Shimano ist die Kühlung dieser Rotoren bis zu *50% effizienter als bei Scheiben mit „nur“ IceTech**.
Die Bremsbacken der IceTech Scheibenbremsen haben eingebaute Kühlkörper, ebenso wie die Bremsscheiben leiten sie entstehende Hitze von der Bremsfläche weg und geben sie an die Luft ab. Die Nachteile dieses Systems sind das größere Gewicht und die höheren Kosten. Falls du das System unbedingt an deinem neuen Rennrad haben willst, es aber nicht zur Grundausstattung gehört, kannst du es nachrüsten, denn die meisten Rennrad-Bremssysteme von Shimano sind mit dem IceTech-System kompatibel. Oft reicht es auch schon, wenn du die Bremsbeläge austauschst.
Was genau ist der Unterschied zwischen Flat-Mount und Post-Mount Bremsen? Sind sie kompatibel?
Ein schönes Beispiel für eine Post-Mount Bremse
Post-Mount Bremsen wurden aus dem Mountainbike-Bereich übernommen, als die ersten Rennräder mit Scheibenbremsen auf den Markt kamen. Der Rahmen benötigt für Post-Mount Bremsen spezielle Aufnahmen, die mit dem Bremssattel verschraubt werden. Bei diesem System ist es besonders einfach, den Bremssattel neu zu positionieren und einzustellen. Auch die geteilten Bremskörper die du früher häufig an Rennrädern mit Scheibenbremsen finden konntest, funktionieren so.
Im Gegensatz dazu sind Flat-Mount Bremsen kleiner und benötigen weniger Platz am Rahmen.
Flat-Mounts sind ein neueres System, das speziell für Rennräder entwickelt wurde. Generell sind sie kleiner und leichter als Post-Mounts. Der hintere Bremssattel wird direkt oder über einen Adapter mit zwei Schrauben am Rahmen angeschraubt. Vorne wird zuerst der Bremssattel an einem Adapter angeschraubt, der wiederum wird an zwei Ösen an der Gabel angeschraubt. Post-Mount-Bremssättel können an manchen Flat-Mount-Rahmen verwendet werden. Andersherum funktioniert das leider nicht.
Gibt es einen Standard für die Scheibengröße?
Hier wird noch heiß diskutiert, denn jeder Hersteller wird dir diese Frage anders beantworten. Ein größerer Rotor bietet mehr Bremsfläche und bremst daher einfach besser als ein kleiner. Außerdem bietet er bessere Wärmeableitung. Der Nachteil? Klar, kleiner bedeutet leichter. Kleinere Bremsscheiben bieten Unfallschäden weniger Angriffsfläche, die Bremskraft lässt sich besser dosieren, aerodynamischer sind sie außerdem.
Die meisten Hersteller, SRAM oder Campagnolo zum Beispiel, bevorzugen 160mm-Scheiben vorne für ihre Rennräder, um bei langen Abfahrten die Hitzeentwicklung unter Kontrolle halten zu können. Shimano behauptet dagegen, dass die meisten Fahrer mit 140mm-Bremsscheiben vorne perfekt unterwegs sind, sofern sie mit IceTechnology ausgestattet sind. Im Moment gibt es außerdem einen Trend, der an Mountainbikes und anderen Fahrzeugen mit Scheibenbremsen oft zu beobachten ist: Verschiedene Bremsscheibengrößen an einem Fahrrad. Das macht durchaus Sinn, 70% der Bremskraft kommen ohnehin vom vorderen Laufrad. So sieht es beispielsweise beim neuen Specialized Tarmac S6 Disc aus - vorne sorgt eine größeres Bremsscheibe mit 160mm für viel Bremskraft und gute Hitzeableitung, hinten reduziert eine 140mm Scheibe das Gewicht.
Wie die Beweggründe auch immer aussehen mögen, die meisten Rahmen werden für eine feste Scheibengröße gebaut. Ein Bike wie das Giant Propel Disc zum Beispiel ist für 140mm Rotoren optimiert, andere Modelle bieten einen Adapter, um bei der Rotorgröße noch nach oben zu gehen..
Was sind zweiteilige Rotoren?
Fangen wir mal mit der einfacheren Variante an. Einteilige Scheiben. Die werden meist aus einer Stahlplatte ausgestanzt. Die meisten günstigeren 6-Loch-Scheiben sind einteilig. Bei +zweiteiligen Bremsscheiben* ist die Bremsfläche an einen Träger angebaut. Nur so funktioniert die Befestigung über den Sicherungsring. An teureren Modellen wird so zusätzlich Gewicht eingespart sowie die Steifigkeit und die Wärmeleitung verbessert, denn die Wärme wird effizient von der Oberfläche der Bremse weggeleitet.
Was ist der Unterschied zwischen Bremsbelägen aus Metall und organischen Bremsbelägen?
Die meisten Hersteller bieten Bremsbeläge in unterschiedlichen Materialien an. Die linken sind aus Harz, die rechten aus Metall.
Beide Materialien habe ihre Vor-, und Nachteile. Bei der Auswahl hilft es, deinen Fahrstil zu analysieren, außerdem deine bevorzugte Bikedisziplin, die Gegend in der du zumeist unterwegs bist und ob du eher ein Schönwetterradler bist oder nicht.
Wenn von organischen Bremsen die Rede ist, sind die Bremsen mit Belägen aus Harz bestückt. Bei Scheibenbremsen bedeutet das, dass du die Bremskraft feiner dosieren kannst, der ganze Bremsvorgang läuft ruhiger. Manche Hersteller, SRAM oder Campagnolo beispielsweise, heben auch noch die bessere Hitzekontrolle hervor.
Im Gegensatz dazu sind Bremsen mit Bremsbelägen aus Metall härter, du findest das Material auch unter der Bezeichnung Sintermetall. Metallbremsen zeichnen sich aus durch rohe Bremsgewalt, sie halten länger als organische Bremsen, dafür sorgen sie manchmal für eine abenteuerliche Geräuschkulisse und die Bremsscheibe nutzt sich schneller ab.
Mountainbiker stehen schon länger vor dieser Entscheidung. Sie tendieren meist dazu, die längere Einsatzdauer zu wählen, daher bevorzugen sie Sintermetall. Weniger Grip, weniger abrupte Bremsmanöver und geräuschloses Bremsen - die Mehrzahl der Rennradfahrer bevorzugt organische Bremsen. Noch eine kleine Anmerkung: Manche der günstigeren Shimano-Systeme sind nur mit organischen Bremsbelägen kompatibel. Dann sind die Bremsscheiben aus weicheren Alumischungen. Wenn du auf Metallbeläge umsteigen willst, darfst du nicht vergessen, auch härtere Bremsscheiben einzubauen.
Es gibt Premium-Bremsbeläge aus Alu oder Titan. Was steckt dahinter?
Hier geht es wie so oft vor allem um Gewichtsreduktion. Die Bremsbeläge werden meist auf Stahlträger geklebt, und die aus Alu oder Titan sparen dir dann ein paar Gramm. Bremsbeläge aus Harz werden oft mit Alu-Trägerplatten kombiniert, die Metall-Versionen findest du eher auf Titan-Trägern. Wenn du die Wahl hast - Alu ist leichter. Das solltest du aber nicht mit den IceTech-Bremsscheiben verwechseln, von denen wir weiter oben schreiben!
Mein Bike schaut aus wie ein Vogelnest. Kann ich die Kabel auch kürzen?
Bremsschläuche brauchen Verschlusstopfen aus Metall und Klemmen, die sie luftdicht verschließen. Jedes Mal wenn du die Schläuche kürzt, musst du neue einbauen.
Schon. Möglichst kurze Bremsschläuche sind auf dem Markt eigentlich üblich, sie selber noch zu kürzen ist etwas knifflig. Du musst den verstärkten Schlauch sauber kürzen, dann muss ein neuer Verschlussstopfen in die Öffnung, den du mit einer Klemme befestigen musst. Nur so erzeugst du ein luftdichtes System. Manche Systeme kannst du kürzen, ohne den kompletten Schlauch zu entleeren - meist kommst du darum aber nicht herum.
Kann ich Komponenten verschiedener Hersteller kombinieren?
So ähnlich wie bei gängigen Antriebsgruppen sind die Systeme unterschiedlicher Hersteller nur sehr begrenzt miteinander kombinierbar. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen. Cross-Kompatibilität ist einer der großen Vorteile von mechanischen Scheibenbremssystemen. Bremshebel und Bremssattel verschiedener Hersteller zusammen zu verbauen ist nicht nur möglich, die Bremssättel werden sogar extra dafür gebaut. Allerdings musst du beachten, dass nicht jeder Bremshebel gleich viel Bremswirkung erzeugt. Die Bremswirkung kann sich daher stark unterscheiden, manche Kombis funktionieren besser als andere. Shimano-Bremshebel fühlen sich meist straffer an, der Abstand zwischen Bremsbelag und Scheibe ist größer. SRAM und Campagnolo Bremshebel brillieren in Sachen Kraftübertragung, haben weniger Abstand zwischen Bremsbelägen und Scheiben und die Bedienung des Hebels ist weicher.
Bei hydraulischen Systemen sieht das ganz anders aus. Eine unterschiedliche Menge und Art der Bremsflüssigkeit, die Durchmesser der Kolben und die Größe der Schläuche sind Grund genug, bei einem Hersteller zu bleiben. Bei manchen Modellen kannst du innerhalb einer Marke die Komponenten verschiedener Modelljahre kombinieren, die Hersteller empfehlen das aber ausdrücklich nicht. Etwas anders sieht es bei den Rotoren aus, hier funktioniert es ganz gut, verschiedene Marken miteinander zu fahren. Die besten Ergebnisse erzielst du aber, wenn du die Rotoren und das übrige Bremssystem aus einer Baureihe verwendest (vor allem bei den High-End-Modellen von Shimano).
Die Wartung
Wie lange halten die Bremsbeläge
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Wir haben selbst erlebt, wie Scheibenbremsbeläge sich bei einer einzigen Fahrt bei nassen Bedingungen in Wohlgefallen aufgelöst haben, andere haben klaglos zwei Sommer gehalten. Generell lässt sich sagen, dass Scheibenbremsen länger halten als Felgenbremsen, es sei denn sie bekommen viel Sand und Kies ab, vor allem wenn du Metall-Bremsen fährst (haben wir ja in dem Absatz über Bremsbeläge schon erklärt). Nasse Körnung ist Gift für Bremsbeläge.
Wie findest du heraus, ob deine Bremsbeläge abgefahren sind?
Ein Bremsbelag besteht aus dem eigentlichen Bremsmaterial und dem Träger. Wenn du in den Bremssattel schaust, kennst du sehen, wie viel Bremsmaterial noch vorhanden ist. Wenn du es ganz genau wissen willst, musst du das Rad ausbauen.
Shimano empfiehlt, die Bremsbeläge dann auszutauschen, wenn das Material inklusive Träger weniger als 0,9mm dick ist, SRAM Bremsen brauchen 2,5mm für sicheres Bremsen, Campagnolo versieht seine Bremsen mit einer Markierung, die dir anzeigt, wann es Zeit ist, die Beläge zu wechseln. Markierung weg - neue Bremsbeläge! Außerdem solltest du hin und wieder kontrollieren ob die Bremsbeläge und die Scheibe gleichmäßig abgenutzt werden. Ist das nicht der Fall, ist die Bremse schlecht eingestellt.
Welche Bremsbeläge brauche ich für mein Rad?
Selbst bei einem Hersteller gibt es Bremsbeläge in verschiedenen Formen für verschiedene Modelle. Hier siehst du zwei unterschiedliche Ultegra-Bremsbeläge, geeignet für unterschiedliche Generationen.
Scheiben-Bremsbeläge unterscheiden sich gewaltig, ganz nach Marke und Modell. Es ist unabdingbar, die richtigen Bremspads zu kaufen! Du wirst feststellen, dass es zu jeder Scheibenbremse ein paar No-name-Ersatzteile auf dem Markt gibt. Die sind oft billiger als die Original-Teile. Andere behaupten ihre Nachbauten wären haltbarer, besser oder leiser. So ist es zum Beispiel bei SwissStop oder KoolStop. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, empfehlen wir dir, beim Hersteller deiner Bremse zu bleiben (bei Felgenbremsen ist das anders). Die Hersteller haben sich meistens etwas gedacht bei ihren Konstruktionen, wir haben mit den falschen Ersatzteilen schon üble Erfahrungen gemacht.
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Muss man Öl wirklich von Scheibenbremsen fernhalten?
Definitiv. Scheibenbremsen mögen Verschmutzungen gar nicht. Schon das Hautfett von deinen Fingerspitzen kann ausreichen um die Bremswirkung zu beeinträchtigen. Das ist übrigens bei Autobremsen auch nicht anders, die haben allerdings mehr Bremsfläche um Verunreinigungen auszugleichen. Außerdem brennt die größere Hitze Verschmutzungen schneller ab.
Öl von deiner Scheibenbremse fernzuhalten ist essenziell wichtig! Daher solltest du kein Ölspray verwenden. Auch wenn du dein Bike wäschst, ist es wichtig auf Putzmittel zurückzugreifen, die sich mit einer Scheibenbremse vertragen. Wenn du auf Entfetter aus der Sprühdose nicht verzichten willst, solltest du die Bremszange vorher in Frischhaltebeutel verpacken und mit Gummis dicht verschließen.
Wie reinige ich denn dann die Bremsen?
Solltest du eigentlich nicht müssen. Mal abgesehen von gelegentlichem Abstauben mit einem weichen, fesselfreien Tuch. Klares Wasser ist auch ok.
Isopropyl oder Reinigungsalkohol eignet sich zum Reinigen deiner Scheibenbremsen.
Wenn du sie unbedingt putzen musst, empfehlen wir dir Isopropyl-Alkohol, am besten in der 100%-Variante, nicht das verwässerte Zeug, das du in der Apotheke bekommst. Ist nicht ganz billig, auch nicht leicht aufzutreiben, aber es garantiert blitzeblanke Bremsscheiben. Spezielle Cleaner für Scheibenbremsen sind oft nicht zweckmäßig - manche hinterlassen einen Ölfilm, andere greifen Gummidichtungen an. Sämtliche Fettlöser richten mehr Schaden als Nutzen an. Spezielle Fahrradreiniger machen meist einen besseren Job, leider nicht immer. Manche sind schlicht Autoreiniger, die unter einem anderen Etikett verkauft werden, andere sind ganz einfach Isopropyl, nur kosten sie deutlich mehr. Du kannst es gerne damit versuchen, aber wie gesagt, alle großen Hersteller, die Scheibenbremsen bauen, empfehlen Isoprophyl.
Muss ich meine Scheibenbremsen wirklich "einbremsen"?
Ja. Nur wenn du diesen Schritt ganz am Anfang ernst nimmst, wirst du uneingeschränkt Freude an deinen Scheibenbremsen haben. Außerdem musst du es jedes Mal wiederholen, wenn du neue Rotoren oder neue Bremsbeläge einbaust. Jeder Hersteller empfiehlt eine andere Einbrems-Routine, im Zweifelsfall solltest du dich an den Support des Herstellers oder den Fahrradhändler wenden, der dir dein Bike verkauft hat. Generell geht es darum, genau die optimale Menge Material von den Bremsklötzen auf die Scheiben zu übertragen. Dazu müssen die Bremsen mehrmals erhitzt und abgekühlt werden, dazu musst du für eine Weile bestimmte Geschwindigkeiten mit gezogener Bremse fahren. Das Ganze erhöht die Reibung und somit die Bremswirkung, außerdem garantiert es ruckelfreies und geräuschloses Bremsen.
Wie stelle ich fest, ob meine Bremsen entlüftet werden müssen?
Ein schwammiges Gefühl beim Bremsen und eine ungleichmäßige Bremswirkung sind todsichere Zeichen dafür, dass deine Bremse ein bisschen Aufmerksamkeit haben mag. Beide Symptome weisen darauf hin, dass du Luft im Bremssystem hast. Der Grund dafür sind oft zu weit heruntergefahrene Bremsbeläge. Am einfachsten findest du das heraus, indem du dein Bike auf den Kopf stellst und ein paar Mal am Bremshebel ziehst. Fühlt es sich jetzt anders an? Oder lässt sich der Bremshebel bis zum Lenker durchziehen? Wenn ja, hast du Luft im System, du musst es also entlüften. Wenn sich die Bremse genauso anfühlt wie immer, liegt es zumindest nicht an Luft im Schlauch.
Die Bremsflüssigkeit verliert mit der Zeit an Viskosität, daher müssen hydraulische Bremssysteme regelmäßig neu befüllt werden. Besonders bei großer Hitzeentwicklung geht das schnell, Downhiller können davon ein Lied singen. Nach einer ausgedehnten Fahrt abwärts, bei der die Bremsscheiben vor Hitze rot geglüht haben (mit Felgenbremsen platzen hier gern mal die Reifen), lässt die Bremswirkung gerne deutlich nach. DOT-Bremsflüssigkeit zieht mit der Zeit Wasser, so wird der Siedepunkt gesenkt. Warum auch immer du die Flüssigkeit wechselst - die alte Bremsflüssigkeit muss jedenfalls raus aus dem System, Luftblasen werden gleichzeitig beseitigt. Die meisten Hersteller empfehlen einen jährlichen Wechsel, aber viele Biker ignorieren diese Empfehlung immer noch.
Welche Bremsflüssigkeit muss ich verwenden?
Ganz wichtig - halte dich an die Angaben des Herstellers! Shimano, Campagnolo, Magura und noch ein paar andere verwenden ausschließlich spezielle Mineralöle. SRAM Bremsen brauchen DOT 5.1 Flüssigkeit. Mineralöl und DOT sind nicht miteinander kombinierbar, die falsche Flüssigkeit wird die Versiegelungen undicht werden lassen, dann versagen deine Bremsen. Hiermit ist wirklich nicht zu spaßen, und du solltest jegliche Verunreinigung durch Tausch oder Wiederverwertung gebrauchter Ölwechsel-Kits vermeiden!
Wie wechsele ich das Öl?
Das variiert von Bremse zu Bremse. Die meisten Hersteller greifen dir mit detaillierten Anleitungen im Internet oder YouTube-Tutorials unter die Arme. Generell brauchst du ein paar herstellerspezifische Anschlussstücke, ein bisschen Werkzeug, die richtige Flüssigkeit und Spritzen. Ölwechsel-Kits sind von jeder Marke erhältlich, aber auch von anderen Ersatzteil-Lieferanten.
Warum haben meine Bremsscheiben so eine seltsame Farbe?
Wir gehen mal davon aus, dass die „seltsame Farbe“ nicht einfach Dreck ist, sondern eher ein Zeichen von Hitzeschäden. Bremsscheiben die durch Wärmeentwicklung beschädigt wurden, verfärben sich zuerst hellgelb - je dunkler die Farbe, desto schlimmer der Schaden. Wenn die Scheiben braun, lila oder noch dunkler werden, hast du sie ordentlich gegrillt. Wenn deine Bremsscheiben über die gelbe Phase hinaus sind, verlangt dein Fahrstil nach einem System mit besserer Hitzeableitung. Du solltest zum Beispiel Shimano IceTech Bremsbeläge für eine Shimano Bremse benutzen oder größere Rotoren für andere Systeme.
Nutzen sich Bremsscheiben ab?
Ja, tun sie. Wirf mal einen genauen Blick auf eine Shimano-Bremsscheibe, da wirst du irgendwo „1.5mm“ eingestanzt finden. Das ist die kleinste Dicke, die empfohlen wird. Danach musst du die Scheiben wechseln. Die meisten anderen Marken orientieren sich ebenfalls an dieser Marke. SRAM zum Beispiel empfiehlt 1,55mm. Die gute Nachricht ist, dass die Stainless Steel Bremsscheiben wirklich viel mitmachen, du wirst daher einige Sätze an Bremsbelägen verschleißen, bevor du neue Scheiben brauchst. Und wenn es so weit ist - freu dich, dass du nicht stattdessen eine neue Felge brauchst.
Auf Reisen: Der Transport
Du hast gehört, dass du beim Ausbauen der Räder vorsichtig sein musst, wenn du Scheibenbremsen fährst. Stimmt das?
Das gilt nur für hydraulische Systeme. Das liegt daran, dass sich hydraulische Bremssysteme selbst anpassen und die Kolben so gebaut sind, dass sie sich bewegen, bis sie auf Widerstand treffen - idealerweise sollte das die Bremsscheibe sein - und sich dann wieder rückwärts bewegen. Wenn du den Bremshebel ziehst, ohne eine Bremsscheibe eingebaut zu haben, werden sich die Kolben bewegen, und zwar bis die Bremsbeläge sich berühren. Es ist kein Drama, wenn das passiert. Meist musst du einfach die Bremsklötze zurück in den Bremssattel schieben. Dafür gibt es Spezialwerkzeug, ein Schlitzschraubenzieher tut es aber auch. Wenn deine Bremsbeläge schon stark abgenutzt sind, kann es passieren, dass du die Kolben zu weit in die Trommel schiebst, dann regnet es Bremsflüssigkeit und die Kolben sind weg… dumme Sache.
Wenn du also ein Rad ausbauen musst, weil du dein Rennrad ins Auto packen willst, lass die Finger vom Bremshebel oder benutze einen Pad Spacer oder einen speziellen Keil. Das sind kleine Plastikteile, die mit jedem Fahrrad oder auch mit einem neuen Bremssystem geliefert werden. Wenn du keines hast, bekommst du im Fahrradladen bestimmt eines. Sie werden einfach an die Bremszange gesteckt, und verhindern auf der Reise, dass die Bremsklötze aneinandergeraten. Du solltest unbedingt sicherstellen, dass sie sauber sind, bevor du sie einbaust.
Macht die Bremsflüssigkeit Ärger auf Reisen?
Eigentlich nicht. Das verschlossene System steht nicht unter Druck, so sollten selbst die veränderten Druckverhältnisse im Flugzeug kein Problem sein. Worauf du beim Reisen im Flieger achten solltest haben wir dir ausführlich in unserem Blogbeitrag mit Tipps zum Fahrradtransport zusammengefasst.
Ich habe gehört, dass man ein Fahrrad mit Scheibenbremsen nicht auf den Kopf stellen darf. Stimmt das?
Das ist eigentlich beinahe ein Märchen, aber eben nicht ganz. Die ersten Scheibenbremssysteme an Mountainbikes haben Luft gezogen, wenn das Bike umgedreht wurde. Die Konstruktion der modernen Scheibenbremssysteme ist eine völlig andere, theoretisch sind die Systeme luftdicht. Bei schlampig entlüfteten Bremsen können Luftblasen im System bleiben, die sich nur dann zeigen, wenn das Bike umgedreht wird. Wenn du ein modernes Fahrrad hast und die Bremsen werden weicher, wenn du es auf den Lenker stellst, ist das ein Anzeichen dafür, dass dir ein Bremsflüssigkeitswechsel ins Haus steht.
Muss ich die Scheiben irgendwie schützen wenn, ich mein Bike einpacken will?
Es gibt Transportsicherungen für Bremsscheiben und bei vielen Fahrrädern sind sie bei der Lieferung noch vorhanden. Bei deinem lokalen Fahrradhändler bekommst du sicher welche, falls sie nicht immer direkt weggeworfen werden. Sie sind besser als gar nichts, aber wir raten eher dazu, die Scheiben abzubauen. Center-Lock Rotoren lassen sich meist unkompliziert ausbauen, Auch der Ausbau von 6-Loch-Schrauben Rotoren ist nicht weiter schwierig, es dauert nur ein bisschen länger und braucht etwas mehr Fingerspitzengefühl. Wenn du die Scheiben ausgebaut hast, solltest du sie in eine widerverschließbare Tüte verpacken. So stellst du sicher, dass sie unterwegs nicht verschmutzen.
Fehlersuche
Warum quietschen meine Bremsen?
In den meisten Fällen quietschen Bremsen wenn sie verschmutzt sind. Seltener sind sie schlecht eingestellt. Manchmal sind neue Bremsbeläge nötig, oder die Beläge sind mit einem Schmutzfilm überzogen oder aus dem falschen Material. Aber in den allermeisten Fällen ist Schmutz der Schuldige.
Sämtliche Öle, Fettlöser oder Reiniger von deinen Bremsen fernzuhalten ist der beste Weg um quietschende Bremsen zu vermeiden. Vorausgesetzt, du hast die Bremsen ordentlich eingebremst.
Warum hörst du gelegentlich die Bremsen schleifen?
Scheibenbremsen funktionieren mit einem nur winzigen Abstand, zwischen Bremsscheibe und Bremsklötzen liegt oft ein Millimeter oder weniger. Hier bleibt für Ungenauigkeiten nicht viel Raum. Wenn deine Bremsen manchmal ein Schleifgeräusch von sich geben, sind sie entweder verbogen, brauchen eine Überholung oder haben unter Mutter Natur gelitten.
Schäden an Nabe, Achse, Gabel oder Rahmen können Reibung verursachen. Hörst du das Geräusch auch wenn das Bike zur Seite geneigt ist, oder bei einem Sprint? Wenn das der Fall ist, liegt es meist an einem der Bauteile. Dann solltest du zuerst checken, ob die Achse fest angezogen ist. Dann solltest du überprüfen ob die Naben Spiel haben. Wenn das nicht hilft, solltest du überprüfen, ob der Bremssattel zentriert ist und die Abstände von den Bremsbelägen zur Bremsscheibe auf beiden Seiten gleich ist. Solltest du damit auch nicht weiterkommen, können eine lose Achse oder die Ausfallenden das Problem sein.
Manchmal erzeugen auch die Träger der Bremsklötze Reibung, vor allem dann, wenn die Kolben dahinter klebrig geworden sind. Das passiert, wenn sich dort Schmutz festsetzt oder einfach nach langer Nutzung. Aber eine Neujustierung der Bremsen (die Kolben werden neu eingestellt und gereinigt) und ein Ölwechsel des gesamten Systems sollte Abhilfe schaffen.
Letzen Endes reichen Matsch, Sand oder schlicht Wasser um Bremsen zum Quietschen zu bringen. Wenn du gerade durch eine Pfütze gefahren bist und dann die Bremsen quietschen - cool bleiben. Ein paarmal Bremsen reicht vielleicht schon aus, um die Verunreinigungen zu beseitigen, und dein Bike läuft wieder schön geräuschlos.
Deine Bremsen schleifen, aber nur an einer Stelle. Was kannst du tun?
Eine verzogene Bremsscheibe schleift bei jeder Radumdrehung immer an der gleichen Stelle
Klingt ganz so, als hättest du eine verzogene Bremsscheibe. Die Scheiben sind nur zwei Millimeter dick; dass sie sich verbiegen liegt daher durchaus im Bereich des Möglichen. Ein bisschen Vorsicht ist hier die Mutter der Porzellankiste. Lehne dein Bike nicht auf die Bremsscheibe. Besonders wenn du dein Bike ins Auto lädst, bleibt die Bremsscheibe gerne irgendwo hängen und wird beschädigt. Wenn das Schleifen direkt nach einer längeren Downhillfahrt auftritt, kann die Scheibe durch die entstandene Hitze beschädigt worden sein. Lass ihr etwas Zeit, sich abzukühlen, wenn sie dann immer noch verzogen ist, lies weiter unten nach, was zu tun ist.
Wenn der Rotor nicht zu schlimm verzogen ist, kann er möglicherweise wieder begradigt werden. Das machst du am besten mit eingebautem Laufrad und indem du die Bremsklötze als Messhilfe einsetzt. Mit einem sauberen Papiertuch kannst du an der schleifenden Stelle vorsichtig gegen die Wölbung drücken. Vorsicht, die Scheibe gibt relativ schnell nach. Wenn du es gerne etwas genauer hast - fast jeder Hersteller von Fahrradwerkzeug hat ein spezielles Werkzeug für verbogene Bremsscheiben im Sortiment. Alternativ kannst du einen verstellbaren Spanner benutzen, der muss aber super-sauber sein.
Deine hydraulischen Bremsen schleifen die ganze Zeit, was kannst du dagegen tun?
Du hattest gerade das Laufrad ausgebaut und jetzt schleifen die Bremsen wie blöde? Wenn das der Fall ist, schau dir den Abschnitt über „Reisen mit Scheibenbremsen“ an. Du musst die Bremsbeläge in den Bremssattel zurückschieben. Das bringt das System wieder ins Lot. Wenn das nicht funktioniert, muss der Bremssattel neu ausgerichtet werden. Schau in den Bremssattel - schleift der Rotor immer am Bremsklotz auf einer Seite? Dann musst du die beiden Schrauben lösen, die die Bremse halten und den Bremshebel ziehen. Der Bremssattel zentriert sich jetzt automatisch und du musst nur noch bei gezogener Bremse die Schrauben wieder festziehen. Manchmal klappt das nicht, aber es gibt eine ganze Menge Tricks, wie du es trotzdem hinbekommst. Den Bremssattel vorsichtig anzuziehen während du versuchst hineinzuschauen, ist hilfreich.
Ein Stück Karton, beispielsweise eine Visitenkarte, zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe zu schieben kann ebenfalls weiterhelfen. Wenn du jetzt den Bremssattel losschraubst, den Bremshebel ziehst und dann die Schrauben wieder anziehst, sollte der richtige Abstand wieder hergestellt sein. Vielleicht musst du ein bisschen herumprobieren, aber meist lassen sich die Abstände recht einfach wieder einstellen.
Wenn du gerade erst neue Bremsbeläge eingebaut hast, kann es sein, dass der Abstand einfach zu klein geworden ist. Dann solltest du die Kolben in den Bremssattel zurückschieben. Am besten geht das mit einem kleinen Maulschlüssel. Manchmal hat dein Bremssystem zu viel Flüssigkeit getankt. Vor allem wenn du mit alten Bremsklötzen einen Ölwechsel durchgeführt hast, kann das passieren. Dann kannst du vorsichtig ein bisschen Bremsflüssigkeit entnehmen, ein kompletter Ölwechsel ist selten notwendig.
Meine Bremse bremst nicht richtig. Woran kann das liegen?
Hier kommen diverse Möglichkeiten infrage. Zuerst mal könnte es einfach an Verschmutzungen oder Verklebungen der Bremse liegen. Jegliches Öl ruiniert Scheibenbremsen, Hautfett von deinen Fingerspitzen reicht schon. Putzen hilft. Aber bei starken Verschmutzungen wirst du nicht um den Einbau neuer Bremsklötze und gründliches Reinigen der Scheiben herumkommen. Ein schlecht ausgeführter Einbrems-Prozess käme auch in Betracht. Wo wir es gerade von verklebten Bremsklötzen hatten: eine extrem lange Abfahrt kann ebenfalls dafür verantwortlich sein. Wenn deine Bremsbeläge eine glasartige Oberfläche haben, ist das der Fall. Bau sie aus und zieh sie ein paar Mal über sauberes Schleifpapier, das sollte Abhilfe schaffen.
Luft im System verhindert die effiziente Übertragung der Bremskraft, dann musst du die Bremse neu einstellen oder einen Ölwechsel durchführen. Im entsprechenden Abschnitt findest du mehr darüber.
Und zu guter Letzt kann es sein, dass die Größe der Bremsscheiben schlicht zu klein ist für deinen Fahrstil oder dein Körpergewicht. Vor allem wenn du mit 140mm-Rotoren fährst, solltest du das in Betracht ziehen. Frag deinen Fahrradhändler, ob dein Rennrad größere Bremsscheiben verträgt.
Ich kann den Bremshebel bis an den Lenker ziehen, was ist da los?
Hört sich an, als hättest du nicht genug Bremsflüssigkeit im System. Lies den Abschnitt „Wie stelle ich fest, ob die Bremsen entlüftet werden müssen?“. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es ein paar Lösungsansätze. Die Bremsbeläge näher an den Rotor zu bringen, sorgt für einen kürzeren Bremsweg. Dafür musst du das Laufrad ausbauen und vorsichtig am Bremshebel ziehen, bis sich die Bremse bewegt. Jetzt kannst du das Rad wieder einbauen und probeweise den Bremshebel ziehen. Wiederhole das bis der Bremshebel sich besser anfühlt. Eine kleine Warnung: diese Prozedur führt gerne zu schleifenden Bremsen, aber nur wenn die Bremsklötze schon etwas abgefahren sind.
Bei manchen Bremsen kannst du die Zugkraft des Bremshebels einstellen. Wenn deine Bremsen das können, haben sie eine kleine Schraube, mit der die Zugkraft justiert werden kann.
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Was kann ich tun, wenn meine Bremsen nach längerem bremsen nicht mehr bremsen?
Manchmal ist das ganz einfach ein Zeichen dafür, dass die Bremsflüssigkeit zu heiß geworden und kurz vor dem Überkochen ist. Wenn das der Fall ist, hat sich die Flüssigkeit, die eigentlich nicht komprimierbar ist, in Gas verwandelt. Das Gas kann komprimiert werden, die Folge ist klar: Bremskraftverlust.
Wenn dir das öfter passiert, solltest du unbedingt auf größere Bremsscheiben umsteigen, Bremssysteme mit besserem Hitzemanagement, wie die Shimano IceTech wären auch eine Lösung. Alternativ kann es aber auch bedeuten, dann du Luft in deinem Bremssystem hast. Lies weiter bei „Wie stelle ich fest, ob deine Bremsen entlüftet werden müssen?“
Was kann ich tun, wenn meine Bremsen plötzlich gar nicht mehr bremsen?
Das ist überhaupt nicht gut!
Zuerst solltest du ein paar Mal den Bremshebel pumpen. Einfach einige Male schnell ziehen und loslassen. Wenn eine Luftblase im Schlauch das Problem verursacht, pumpt das die Blase hoffentlich aus dem Schlauch in das Reservoir zurück. Sollte das nicht funktionieren, bist du mit nur einer Bremse unterwegs. Die solltest du nutzen um die Geschwindigkeit vorsichtig zu reduzieren und stehen zu bleiben. Dann empfiehlt es sich, so schnell wie möglich in einer Fahrradwerkstatt vorbeizuschieben. Dort kann ein Profi deine Bremsen überprüfen und wieder flott machen. Es ist zwar extrem selten, aber in diesem Fall kann ein fehlerhaftes Bauteil verantwortlich sein.
Hinweis
Scheibenbremsen sind ein technisches Produkt und ein wichtiger Teil deines Bikes. Um sie richtig einzubauen und zu warten brauchst du eine ganze Menge Wissen und Erfahrung. Trotz unserer Tipps solltest du dich immer an einen Fachmann wenden, wenn du dir dabei nicht sicher bist. Funktionierende Bremsen sind lebenswichtig!
Du hast noch mehr Fragen? Wir haben Antworten.
Wir hoffen, wir konnten dir alle Fragen beantworten und dich bestens rund um das Thema Scheibenbremsen informieren. Wusstest du, dass wir viele weitere spannende Themen rund um das Rennrad in unserem Blog zu bieten haben? Alles, was es bei einem Kauf zu beachten gilt, findest du in unserer Rennrad-Kaufberatung. Falls du dich fragst, welche Art von Rad es werden soll, hilft dir unser Rennrad-Vergleich garantiert weiter. Damit es auch richtig gut "läuft", empfehlen unserer Ratgeber zu den passenden Laufrädern. Außerdem spannend sind unsere Blogbeiträge zu Scheibenbremsen und zu den Schaltgruppen. Wenn du dich für die Besonderheiten von Damen Bikes interessierst haben wir für dich den Blogbeitrag zum Thema "Was macht ein Damen Rennrad aus?".
Bilder von CyclingTips
Im Original erschienen auf CyclingTips